Auf der Agile HR Conference 2023 berichten am 26. und 27. April über 40 Impulsgeber:innen von den Transformationen ihrer Unternehmen. Zwei davon sind Miriam Schilling, Head of HR bei der VAUDE Sport GmbH & Co. KG, und Prof. Dr. Stephan Fischer, Direktor des Instituts für Personalforschung an der HS Pforzheim. Auf der Agile HR Conference zeigen sie Dir die Theorie und Praxis von Nachhaltigkeit in Unternehmen. In diesem Interview geben Miriam und Stephan Dir bereits einen kurzen Einblick in ihren Impuls.
HR Pioneers: Mögt Ihr Euch kurz vorstellen? Wer seid Ihr beide?
Stephan: Mein Name ist Stephan Fischer. Ich bin seit 2009 Professor für Personalmanagement und Organisationsberatung an der HS Pforzheim. Daneben leite ich ein Forschungsinstitut und bin ganz „nebenbei“ noch wissenschaftlicher Beirat in mehreren Firmen. Darunter ist auch die HR Pioneers GmbH, mit der ich seit vielen Jahren auf unterschiedlichster Ebene eng verbunden bin.
Miriam: Ich bin Miriam Schilling und leite seit über 6 Jahren den Bereich Mensch und Kultur bei der VAUDE Sport GmbH und Co. KG. Außerdem bin ich Referentin der VAUDE Academy für nachhaltiges Wirtschaften. Als systemische Beraterin engagiere ich mich dafür, VAUDE zu einer Organisation mit hoher Vertrauenskultur und Selbstwirksamkeit zu transformieren. Daher ist Organisationsentwicklung ein Kernthema für mich. Darüber hinaus bin ich in der Selbst GmbH aktiv und pflege aktiv meine Netzwerke.
HR Pioneers: Wie ist Eure Zusammenarbeit entstanden?
Stephan: Miriam ist mir erstmals im Rahmen der Selbst GmbH begegnet. Wir haben dann im Jahr 2022 eine gemeinsame Podiumsdiskussion und eine Veranstaltung mit zwei separaten Vorträgen zum Thema Nachhaltigkeit und HR miteinander gemacht. Das hat sowohl fachlich als auch menschlich super gepasst und viel Spaß bereitet.
Miriam: Ich hätte es nicht besser sagen können! Stephan und ich ergänzen uns gut und wir brennen beide für das Thema Nachhaltigkeit.
HR Pioneers: Ihr sprecht das Thema Nachhaltigkeit von Unternehmen an – warum ist es für Euch ein so wichtiges Thema?
Stephan: Wenn man das Thema Nachhaltigkeit in seiner ganzen Komplexität ernst nimmt, dann ist es ein zentrales Zukunftsthema. Es geht dabei also nicht um den nächsten Trend, sondern um eine fundamentale Neu-Orientierung des wirtschaftlichen Handelns im Kontext der gesellschaftlichen Herausforderungen. Für HR ist es wesentlich, weil es dazu einen essentiellen Anteil an einer erfolgreichen Transformation von Unternehmen in die Richtung leisten kann. Wissenschaftliche Modelle, empirische Erkenntnisse und theoretische Überlegungen gibt es schon seit vielen Jahren. Leider ist kaum etwas davon in die Unternehmenspraxis diffundiert. Durch die Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen, die von der EU vorgenommen wurde, kann sich dies nun ändern.
Miriam: Ich glaube, viele Unternehmen haben noch nicht begriffen, welchen Einfluss sie auf unser System haben. Wir stehen weltweit vor großen Herausforderungen – und die Klimakrise ist die größte davon. Es ist Zeit, dass Unternehmen Haltung zeigen und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.
HR Pioneers: Was sind VAUDEs Erfahrungen rund um das Thema?
Miriam: Nachhaltigkeit ist unser Kernthema seit vielen Jahren. Die Textilbranche sorgt weltweit für viele Umweltprobleme und wir sehen uns als Teil davon. Genau deshalb wollen wir Verantwortung übernehmen und Teil der Lösung sein. In den letzten Jahren haben wir mehr Mitstreiter gewonnen, jedoch sind viele Unternehmen aktuell immer noch nicht bereit, hierzu Ressourcen zu investieren.
Nachhaltig zu wirtschaften bedeutet für uns, ganzheitlich zu denken, Innovationen voranzutreiben und Pionier zu sein. Unsere Mitarbeiter:innen sind stolz auf das, was wir gemeinsam schaffen – auch wenn es hin und wieder ein Kraftakt ist.
HR Pioneers: Ohne zu viel vorauszunehmen – Welche Herausforderung gibt es in der Umsetzung Eures ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatzes?
Stephan: Aus der Theorie sehe ich die Herausforderung darin, den in sich schon komplexen Ansatz der Nachhaltigkeit so handhabbar zu machen, dass er in der Praxis auch genutzt werden kann. Dabei wird es auf die richtige Balance zwischen theoretischer Fundierung und praktischem Nutzen ankommen. Ein großes Risiko ist dabei natürlich, dass Unternehmen leicht in den Verdacht von Green-Washing kommen, wenn sie sich aus rein funktionalen Gründen und noch dazu werbewirksam – und halbherzig – mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen.
Miriam: Es sorgt für viele Spannungsfelder im Unternehmen. Dafür braucht es eine gute Gesprächskultur und Lösungsorientierung, sowie Mitbestimmung und Kreativität. Manchmal fühlt es sich so an, als ob man nicht effizient ist, da die nachhaltigste Lösung sicherlich nicht die schnellste ist.
HR Pioneers: Worauf können sich die Teilnehmer:innen der AHRC 2023 in Eurem Vortrag besonders freuen?
Stephan: Theorie und Praxis der Nachhaltigkeit. Mit VAUDE gibt es ein wunderbares Beispiel für die Umsetzung der sog. normativen Nachhaltigkeit, also der Nachhaltigkeit aus Überzeugung. Daneben gibt es Einblicke in umsetzbare Modelle zum nachhaltigen HR, die Unternehmen als Orientierung dienen können, die sich ebenfalls aus Überzeugung mit Nachhaltigkeit befassen. Sie helfen aber auch Unternehmen, die eher der funktionalen Nachhaltigkeit anhängen und sich mit dem Thema befassen, weil sie sich durch die gesetzlichen Regeln dazu gezwungen sehen.
Auf der Agile HR Conference 2023 teilen neben Miriam und Stephan mehr als 40 weitere Impulsgeber:innen ihre Transformationserfahrungen mit Dir. Finde Lösungen für Deine Herausforderungen, erhalte Orientierung in der Transformation und vernetzte Dich mit Deinen Gleichgesinnten.