Raus aus Deiner eigenen Blase! Warum Netzwerken so wichtig ist

Netzwerken schafft Verbindungen, hier durch Fäden und Knotenpunkte dargestellt
Lesedauer 5 Minuten

Unsere Arbeitswelt wird immer komplexer. Neue Ideen und Lösungsansätze sind gefragt. Doch diese entstehen nicht durch Schmoren in Deinem eigenen Unternehmenssaft. Das macht ein Blick auf das Entstehen sozialer Netzwerke deutlich. Wieso es so wichtig ist, das Thema Netzwerken im Kontext von Agilität zu beleuchten, erläutert Dir unsere Ideengestalterin Esther Römer – inspiriert durch den Vortrag und die Masterarbeit unserer Pionierin Eva Balzer. Bildquelle: Unsplash/Omar Flores

Soziale Netzwerke und wie sie entstehen

Menschen sind soziale Wesen. Wenn wir uns in Netzwerken bewegen, neigen wir dazu, dort enge Gruppierungen zu bilden, in denen wir uns wohlfühlen: die sogenannten Cluster. Und genau dies sind die Charakteristika sozialer Netzwerke: Menschen mit ähnlichen Interessen interagieren regelmäßig miteinander. Netzwerke sind wichtig für das Miteinander, sozusagen dessen Schmierfett. Wann fühlst Du Dich darin wohl? Genau: Wenn Dir die anderen Personen, ihre Denkweise, ihre Haltung vertraut sind. Wenn sie Dir ähnlich sind. Wir sagen nicht umsonst: „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Seien es ähnliche Werte, Alter, Geschlecht oder etwa die Nachbarschaft – all das verbindet und schafft Vertrauen. Neben der Ähnlichkeit ist auch die Intensität der Beziehungen bezeichnend für die Beziehungsmuster in Netzwerken, die sogenannten Cluster. Durch den häufigen Kontakt entsteht eine intimere emotionale Verbindung. Sie lässt Empathie und Vertrauen entstehen. Und ein weiterer Faktor ist hier von Bedeutung: Haben zwei Personen eine Beziehung zu einer gemeinsamen dritten Person, so neigen sie dazu, ebenfalls eine Beziehung zueinander aufzubauen. Und schon wächst das Netzwerk.

Cluster in Netzwerken: gleichfarbige Wollknäuel stehen symbolisch für die Verbindung von Menschen mit ähnlichen Denkweisen

Gleich und gleich gesellt sich gern / Bildquelle: A R, unsplash.com

 

Die Vorteile von Clustern in Netzwerken

Die Gründe für das Entstehen von Clustern führen schnell zu deren Vorteilen. Cluster helfen uns, in der komplexen Welt zu navigieren. Sie reduzieren Unsicherheit bei unseren Entscheidungen. Zudem ist es entspannend zu wissen, wie Du Dich – bewusst oder unbewusst – zu verhalten hast, auf wen Du Dich verlassen kannst. Und wie Du schnell an Informationen kommst. Ohne Cluster würden wir Menschen schlichtweg wahnsinnig werden, der Kopf würde uns platzen!

Warum also kritisch mit Clustern in Netzwerken auseinandersetzen?

Liest sich doch sehr entspannend und erleichternd für unseren Arbeitsalltag, oder? Bei all der Entlastung für unser komplexes Umfeld bergen Cluster das Risiko von sozialem Druck einerseits und redundanten Informationsquellen andererseits. Nach dem Motto „So haben wir es schon immer gemacht“ kann das eigene Cluster Innovation verhindern. „Warum erprobte Dinge in Frage stellen?“ Denn damit stellst Du die anderen im Cluster und deren Kompetenz in Frage. Oft denken wir, wir müssen den anderen gefallen, indem wir einer Meinung sind. So wie wir alle es machen – und bisher gemacht haben – ist es perfekt. Alle sagen ja, dass es das Richtige ist. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass Du Dich thematisch nur noch mit Inhalten auseinandersetzt, die Du sowieso schon kennst und die „erlaubt“ sind. So kommst Du nicht mehr an neue Quellen oder Impulse. Du bewegst Dich in einem geschlossenen System.


Sind Cluster hilfreich? Das Umfeld entscheidet

Geht es Euch darum, möglichst effektiv miteinander zu arbeiten und das Bestehende immer exzellenter zu machen? Dann ist das stabile exploitative Umfeld von Clustern spitze. Viele von uns befinden sich jedoch zunehmend in explorativen Umfeldern. In Umfeldern, in denen innovatives Lernen, Entdecken und außerhalb der Box denken gefragt ist. Das Ziel: innovative Lösungen für unsere Kund:innen zu gestalten. Hier lohnt es sich, die eigene Bubble zu verlassen und den Blick über den Tellerrand zu wagen.

Netzwerker:innen oder „Die wundersame Welt der Broker:innen“

Broker:innenpersönlichkeiten sind sehr wichtige Menschen für Organisationen. Und nein, wir sprechen hier nicht von Banker:innen, sondern von Broker:innen in Netzwerkstrukturen. Broker:innen sind Menschen, die in ihrem Unternehmen gut in ihren Clustern vernetzt sind sowie Verbindungen zu anderen Clustern im und außerhalb des Unternehmens pflegen. Sie haben oft ein großes Informationswissen inne, einfach, weil sie gut vernetzt sind. Wer fällt Dir ein, wenn Du einen Tipp für ein neues Thema und eine Vernetzung zu anderen Personen brauchst? Diese Person ist dann wohl ein:e Broker:in.

Broker:innen sind nicht nur deswegen wichtig. Durch sie entsteht mehr Kreativität und Heterogenität. Denn sie bringen durch ihre Kontakte Anregungen von „außen“ ein. Sie ermöglichen Diversität im Denken und bei der Suche nach Lösungen. Und das wollen wir ja als Unternehmen.

Netzwerken braucht sogenannte Brokerpersönlichkeiten, die wortwörtlich die Fäden ziehen. Hier hält jemand sinnbildlich die Wollknäuel in der Hand

Broker:innenpersönlichkeiten sind sehr wichtige Menschen für Organisationen. Sie nehmen die Fäden in die Hand / Bildquelle: Antonia Shkraba, pexels.com

 

Broker:innentypen in Netzwerken: Tertius gaudens und Tertius iungens

Nun gibt es einen wichtigen Knackpunkt bei den Broker:innen. Wir unterscheiden zwei Typen. Der tertius gaudens ist sich seiner Broker:innenposition sehr bewusst und nutzt diese zu seinem Vorteil. Dem tertius gaudens ist es dran gelegen, Zugang zu Informationen zu kontrollieren und zu steuern. Er:sie entscheidet, wer etwas erfährt und wer nicht. Er:sie bewahrt gezielt die Unverbundenheit der Personen, die er verbinden könnte. Dies mit dem Ziel, Unsicherheit zu erhöhen und damit den Wettbewerb untereinander zu fördern. Damit ist diese Person der:die lachende Dritte im Bunde. So schlecht der Typ tertius gaudens gerade wegkommt, er hat seine Daseinsberechtigung: in stabilen kompetitiven Umfeldern.

Viele von uns agieren zunehmend in einer komplexen, dynamischen Umwelt. Und da ist der Typ tertius iungens gefragt. Diese Menschen verbinden andere da miteinander, wo sich Ressourcen ergänzen – und zwar nicht primär aus Eigennutz. Einfach, weil sie sehen, dass es der Sache und dem Menschen dienlich ist. Sie handeln kooperativ. Sie sind die verbindenden Dritten. Stiften sie Nutzen, können sie zudem davon ausgehen, zukünftig ebenfalls in den Genuss einer bereichernden Verbindung zu kommen. So gestalten sie ihr Netzwerk proaktiv weiter aus, anstatt es aktiv starr zu halten. Na, wer sind die Broker:innen in Deinem Unternehmen? Und fördert die Kultur Deines Unternehmens tertius-gaudens- oder tertius-iungens-Verhalten?

Tipps für mehr Netzwerken in Deinem Unternehmen

Jetzt ist es eine Sache, sich über die Bedeutsamkeit von Broker:innen klar zu werden. Die andere entscheidende Frage ist ja: Wie kannst Du „tertius-iungens-schaft“ in Deinem Unternehmen fördern? Wie und wann bietest Du Deinen Mitarbeiter:innen Freiräume für Netzwerkformate an? Ist es beispielsweise Teil ihrer Arbeitszeit, Communities of Practice oder ähnliche Formate ins Leben zu rufen und zu begleiten? Wie viel Anerkennung erhalten sie dafür? Dürfen Deine Mitarbeiter:innen in eigenem Ermessen Weiterbildungen außerhalb des Unternehmens buchen? Auch mal welche, die nichts mit dem eigenen Geschäft zu tun haben und keinen direkten Nutzen bringen? Belohnst Du Engagement außerhalb der eigenen Bubble? Wie reagieren Mitarbeiter:innen auf sogenannte Kolleg:innen, die gerne über den Tellerrand schauen?

Frag Dein Team, welche konkreten Ideen es hat, um „Raus aus der Bubble“ zu kommen. Und dann sammelt diese Ideen und macht Eure eigene „Collaboration Challenge“. Viel Freude beim Ausprobieren und Netzwerken! Apropos „Raus aus der Bubble“: Auch uns tut das gut. Teile deswegen gerne Deine Ideen mit uns, die Euch im Unternehmen geholfen haben.

Lust auf vernetztes Arbeiten?

Unsere Agile Challenge lädt Dich mit 52 Tipps zu vernetztem Arbeiten ein. Probiere mal diesen hier mit Deinem Team aus.

 

 

kollaboration netzwerken 2

AutorInnen dieses Beitrags
Esther Römer
Ideengestalterin

Seit Mai 2012 ist sie für den Aufbau und die Weiterentwicklung des Marketingbereichs von HR Pioneers verantwortlich und begeistert sich für eine wertebasierte Entwicklung von HR Pioneers.

Eva Kunzmann
Agile Consultant

Seit 2021 ist Eva als Pionierin im Einsatz. Bei der Begleitung von Transformationsprojekten und Impulsgeberin in Workshops verstärkt sie das HR- Pioneers-Team als Consultant bei der Erarbeitung neuer Lösungswege.


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