New Leadership – New World

Führung in der Veränderung

Lesedauer 5 Minuten

Die Transformation von Politik und Gesellschaft schreitet langsam voran. Auch dank „neuen“ Leadern wie Joe Biden und Jacinda Adern entdeckt Wiebke Hoffnungsstreifen am Horizont. Ein persönlicher Blick auf das, was ist – und das was es noch braucht.

Ich weiß nicht, wie es Dir ging – mir fielen viele Steine vom Herzen bei der Inauguration-Feier von Joe Biden und Kamela Harris. Allein der Anblick des ehemaligen Präsidentenpaares Barack und Michelle Obama. Diese Liebe, die von ihnen ausgeht, diese Empathie, diese tiefe Menschlichkeit, Fröhlichkeit, Offenheit. Nach vier Jahren Trump eine einzige Wohltat. Und meine Ergriffenheit ein Zeichen dafür, wie sehr ich solche Bilder in den öffentlichen Medien vermisst hatte.

New York Times

Foto: Jon Tyson / Unsplash

Es hat sich viel getan

Da war eine Kamela Harris, die als Vice President an diese fröhliche Menschlichkeit der Obamas anzuknüpfen schien. Mit einem Mann an ihrer Seite, der auf Augenhöhe ihre Ambitionen stützen kann, augenscheinlich ohne Sorge, seine Männlichkeit zu verlieren.

Da wurde ein Mann als Anführer einer Weltmacht vereidigt, der sich mit all seinen Gefühlen zeigt. Die Niederlagen seines Lebens offenlegt, sich mit seiner klugen, selbstständigen Ehefrau nicht schmücken muss. Der aus tiefem Herzen und erlebter tiefer Trauer von Liebe spricht und davon, dass wir unsere Seelen öffnen müssen.

Ein Satz seiner Rede lässt mich seitdem nicht los: „Sagt nicht, dass sich nichts ändert“, rief er den Menschen in aller Welt zu. Und ja, er hat Recht. Bei all den Herausforderungen, die wir noch zu meistern haben, bei allen Ungerechtigkeiten, die noch nicht ausgemerzt sind – es hat sich viel getan über die Zeit. Eine Frau als Vizepräsidentin, darüber hinaus eine Frau mit Wurzeln von verschiedenen Kontinenten. Wer hätte sich das vor ein paar Jahren vorstellen können?

Kamala Harris – Schuhe

Foto: Colin Lloyd / Unsplash

Wir sind noch nicht am Ziel

Hoffnung machte auch Amanda Gorman, die mutige wie anmutige Dichterin aus den USA, mit ihrem Inaugural Poem:

„If we merge mercy with might

And might with right

Then love becomes our legacy

And change our children’s birthright“

Wir haben also noch was zu tun. Und erst wenn eine direkte Nachfahrin von Sitting Bull als Häuptling (m/w/d) der Nation auf dem Kapitol vereidigt und die Natives dieses Landes in Würde leben und ihr eigenes (!) Land sicher und frei von Kolonisierung bewohnen können, wird mir der Wandel reichen. Mittlerweile fordere ich das aber nicht mehr leicht ironisch ein. Mittlerweile glaube ich bisweilen daran, dass es geschehen wird.


Ein Blick nach Neuseeland gibt Hoffnung: Die junge Premierministerin Jacinda Adern teilt nicht notwendigerweise ihre Regierungsmacht mit einer weiteren Partei, den Grünen. Weil sie weiß, dass das besser ist für ihr Land und die Welt. Die Außenministerin Nanaia Mahuta ist Maori, eine Nachfahrin der Ureinwohner Neuseelands, was sich auch an ihrer traditionellen Gesichtstätowierung sehr anschaulich zeigt und damit nicht ignorierbar ist. Weitere Maori sind Teil des Kabinetts. Und es wurde ein neues Ressort geschaffen: für Verhinderung von häuslicher und sexueller Gewalt.

Auch Joe Biden hat mittlerweile seinen Worten Taten folgen lassen. Direkt am Tag nach seiner Amtseinführung, als er unter anderem wieder dem Pariser Klimaabkommen beitrat. Und mit dem Online-Klimagipfel, auf dem er die Vorgabe aus diesem Vertrag als Klimaziel der USA bestätigte.

Trump war während seiner Amtszeit aus dem internationalen Abkommen ausgestiegen. Vier Jahre hat er uns in einen Abgrund schauen lassen. Uns gezeigt, wie es wäre, den Wandel der letzten Jahrzehnte zu verneinen, wieder zurückzukehren hinter das, was die Menschheit im Zusammenleben gelernt hat. Und das geht eben nicht. Wir müssen voranschreiten. Nur dafür sind wir gemacht.

We all the people of America

Jon Tyson / Unsplash

Wir sind eine Menschheitsfamilie

Also hören wir auf, alten Idealen zuzujubeln. Alte, toxische Lebensentwürfe zum Vorbild zu erklären. Sagen wir endlich ein klares „Nein!“ zu Selbstdarsteller:innen, Machtmissbrauchsmenschen und Narzisst:innen. Verweigern wir ihnen das Futter, das sie brauchen, um groß zu werden. Verweigern wir den Glauben an selbstgestrickte Legenden. Lass uns stattdessen frohen Mutes, großen Herzens und mit offener Seele der Zukunft entgegenschreiten und sie gemeinsam wohltuend gestalten. Für alle Mitglieder unserer Menschheitsfamilie, egal welchen Standes, welcher Hautfarbe, welcher Abstammung. Und der Natur, deren Teil wir sind und deren Unversehrtheit für unser Überleben unabdingbar ist.

Dazu bedarf es jedoch etwas, was Joe Biden ebenfalls in seiner Rede zur Amtseinführung ansprach: Wir müssen einander zuhören und uns in das Gegenüber hineinversetzen. Warum kam Trump an die Macht? Weil die Menschen im Land schlecht informiert waren und weil sie sich nicht gehört fühlten. Warum bekommen AfD und Querdenker immer mehr Zulauf? Weil die Probleme und Ängste der Menschen ignoriert werden – und mit ihnen die Menschen selbst.

We will not be divided

Koshu Kunii / Unsplash

Und in Unternehmen?

Genauso sieht es in den Unternehmen aus. Warum sperren sich Mitarbeitende in den Unternehmen gegen Wandel? Weil hinter verschlossenen Türen verhandelt und sie vor vollendete Tatsachen gestellt werden. All dem liegt eins zu Grunde: Hybris. Der dumme Gedanke, man sei aufgrund von Privilegien per se etwas Besseres als die anderen, der in Legenden gegossen wird. Legenden wie etwa Rassismustheorien, die jeder Basis entbehren und schlichtweg böse sind. Die Weitergabe solcher Legenden hat viel Schaden angerichtet in der Menschheitsgeschichte – und damit auch in Unternehmen. Dagegen hilft nur Demut. Und ich glaube, da sind wir dran.

Schau in Deine Organisation. Hat sich über die letzten Jahre nicht auch dort etwas getan? Kleine Schritte in die richtige Richtung? Trippelschritte vielleicht in Deinen Augen, aber Meilensteine für die Organisation? Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und liebt die Bequemlichkeit. Vor allem deswegen ist Transformation ein zähes Geschäft. Darüber hinaus: Wer gibt schon gerne Macht ab, die er sich mühsam errungen hat?

Eine neue Art der Führung zu etablieren ist jedoch ausschlaggebend für Erfolg. Für Unternehmen können wir Dir da mit unseren Führungskräftetrainings Hilfestellung anbieten. Was unser politisches System angeht, so haben wir zur nächsten Wahl wieder eine Chance, gemeinsam etwas zu bewegen. Auf einer Mauer unserer Stadt steht: „Eltern wählen für ihre Kinder.“ Dann also: Auf den Wandel! Er ist ihr gutes Recht.


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