Vive la transformation!

Nachlese der Agile HR Conference 2021

Agile HR Conference 2021 – Einblicke 430
Lesedauer 5 Minuten

Zum zehnjährigen Jubiläum der Agile HR Conference gab es ein vielfältiges, interaktives Programm, regen Austausch, unterschiedlichste Erkenntnisse und treffsichere Begrifflichkeiten wie die „Ruinierende Empathie“. Ein Überblick mit zehn Learnings.

Die zweite digitale Agile HR Conference ging mit einem Jubiläum einher: Zehn Jahre gibt es diese Veranstaltung nun schon, und noch immer sind Begeisterung und Tatkraft der Teilnehmenden wie Teilgebenden ungebrochen. Und so war auch die Agile HR Conference 2021 geprägt von Neugier, Offenheit, Austausch und dem Willen, gemeinsam etwas zu tun. Mittlerweile ganz offensichtlich nicht nur im Arbeitsleben, sondern auch im Gesellschaftlichen. Das Schöne daran: Es tut sich tatsächlich in allen Bereichen ganz viel!

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Führung

Führung ist schon lange Thema auf der Agile HR Conference. Dieses Jahr drehten sich viele Vorträge um die Umsetzung verteilter Führung. Viele unterschiedliche Unternehmen sind gerade damit beschäftigt. Unter anderem tatsächlich wir HR Pioneers selbst. Und so referierten meine Kolleg:innen Michael Terstesse und Kati Oimann über unser neues Organisational Design – vom gemeinsamen Prototyping über Feedbackschleifen bis zum aktuellen Inkrement. Fazit: Nein, es macht nicht immer Spaß. Ja, es ist ein Gewinn! Für die Organisation und für jede:n einzelne:n Mitarbeitende:n.

Eine wichtige Weiterentwicklung fiel in Myrle Dziak-Mahlers Vortrag auf. Die Kanzlerin der Alanus Hochschule sprach das bereits häufig gehörte „Das Topmanagement muss hinter der Transformation stehen.“ aus. Und erhöhte dann aber um „Führung muss sich auch als operativer Umsetzer fühlen und selbst Zeit investieren, den operativen Transformationsprozess voranzutreiben.“ Das war neu.

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Ebenso der Satz „Hierarchie ist wichtig“. Der fiel so oder so ähnlich in den Vorträgen von Florian Hager (ARD) und Stefan Kraus (Stadt Herrenberg). Florian sprach davon, dass Hierarchie in der Entscheidungsfindung nicht gebraucht werde, wohl aber in der Entscheidungsdurchsetzung. Man kann sich vorstellen, dass bei einer Organisation wie der ARD auch das Politische keine kleine Rolle spielt. Und hier ist vielleicht die Verbindung zu Stefan Kraus, der – wie sein Bürgermeister auch – als Amtsleiter neben, beziehungsweise über der Selbstorganisation gebracht wird, um Dinge politisch einzuordnen.

Stefan Kraus Herrenberg Alternative 1

Deutlich wurde auch beim Thema Führung wieder einmal: Es ist immer alles anders. Oder wie Oliver Zilken von REWE digital schmunzelnd bemerkte: „Geteilte Führung lebt sich immer anders pro Rolle und lebt sich auch immer weiter …“

Der Dauer-Loop der Transformation

Ja, die Dinge verändern sich immer weiter, und wir uns bestenfalls auch. So setzen Visual Meta auch nicht mehr auf vorgefertigte Karrierewege und Rollenmuster, sondern auf ganz individuelle Entwicklungsmöglichkeiten aus Talent, Situation und den Bedürfnissen der Kundschaft heraus. Verena Haselbeck von Bayernwerk (EON) würde das sicher unterschreiben, denn sie ist der Meinung: „Nur wenn wir das Team kontinuierlich weiterentwickeln, bleiben wir langfristig erfolgreich.“

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Feedback

Bei verteilter Führung, Selbstorganisation und beständiger Weiterentwicklung braucht es natürlich in der Breite andere Kompetenzen. Die meisten Organisationen beschäftigt gerade vehement das Thema Feedback. Die einzelnen Unternehmen experimentieren mit unterschiedlichen Ansätzen und Formaten. Florian Hager berichtete aus seiner Erfahrung bei FUNK und ARD, dass es auch nochmal einen Unterschied macht, ob Mitarbeitende sich physisch miteinander austauschen oder schriftlich Feedback geben. Letzteres sei schon das nächste Level und müsse extra eingeübt werden. Wichtig ist dabei, Konflikten nicht auszuweichen.

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Marcus Berghoff von metafinanz Informationssysteme zitierte die Psychologin Nora Dietrich mit dem beeindruckenden Begriff „ruinierende Empathie“: Konfliktscheue und Kuschelmodus bringen ein Unternehmen nicht weiter. Dass das ein Thema in vielen Unternehmen ist, zeigte die große Resonanz auf diese Begrifflichkeit.

Es geht um jede:n Einzelnen …

HR wird immer menschenorientierter – oder „weich“, wie Oliver Zilken und Anna Schwöbel von REWE digital es nannten.

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Stefan Kraus sieht darin sogar den Schlüssel, um dieses eine Buzzword, das uns seit Jahren begleitet, endlich mal in Handlung umgesetzt zu bekommen: „Wenn ich Digitalisierung auf den Boden bringen will, muss ich das über die Menschen machen.“ Während andere viel auf Meta-Ebene quatschen, haben seine Jungs vom Bauhof so eine App an den Start gebracht, die den Bürger:innen ermöglicht, der „Mitmachstadt“ Herrenberg alle Ehre zu machen.

… und um unsere Gesellschaft

„Als Unternehmer hat man auch eine gesellschaftliche Verantwortung“, betonte Tim Müller, Geschäftsführer der Deutschen Spirituosen Manufaktur. Seines kommt dem seit der Corona-Pandemie nach, indem es Handdesinfektionsmittel herstellt und teilweise an Seniorenwohnheime spendet.

Christian Felber setzt mit seiner Gemeinwohl-Ökonomie an den Gesamtstrukturen an: Die Wirtschaft muss wieder dem Menschen dienen, nicht umgekehrt! Dass das Gemeinwohl vielfach gesetzlich festgeschrieben, allerdings leider nicht in Umsetzung gebracht wird, überraschte die Teilnehmenden erkenntnisreich. Viele haben keine Lust mehr, so weiterzumachen wie bisher. Und sei es, weil die eigenen Kinder den Status quo nicht mehr hinnehmen wollen.

Christian Felber Alternative 1

Auch die HR Pioneers wollen ihren Beitrag leisten, Gesellschaft und vor allem Verwaltung zu verändern. Du kennst spannende Pilotprojekte? Oder möchtest welche starten? Dann melde Dich gerne via LinkedIn bei André Häusling.

Weitere 10 spannende Learnings der 10. Agile HR Conference 2021

  1. Um agil zu sein oder dem Gemeinwohl zu dienen, bedarf es der Beantwortung derselben Frage: Welche Produkte brauchen die Menschen wirklich?
  2. Jede:r einzelne Mitarbeitende wirkt sich verändernd auf Kultur und Purpose aus.
  3. Es kommt nicht auf starre Karrierewege an, sondern darauf, sich beständig weiterzuentwickeln.
  4. Transformation macht jetzt auch beim Thema Gehalt nicht mehr Halt.
  5. Struktur und Kultur müssen eng verknüpft betrachtet werden.
  6. Kommunikation und Transparenz können nicht überschätzt werden.
  7. Unser Pioneers Trafo-ModellTM ist auch empirisch bewiesen ganz schön gut.
  8. Die Menschen wollen Arbeit und Gesellschaft in Einklang transformieren.
  9. Das Gendersternchen hat sich in agilen Kreisen durchgesetzt und ist Selbstverständlichkeit.
  10. Die Aufgabe, die Spülmaschine auszuräumen, wird auch in der Selbstorganisation nicht auf mehrere Schultern verteilt, sondern bleibt an den üblichen Verdächtigen hängen. An der Stelle sei ihnen überall in den Unternehmen, WGs und Familienhaushalten mal von Herzen gedankt!

Agile HR Conference 2022

Die nächste Agile HR Conference findet vom 27.-28. April 2022 als hybrides Format statt. Sei dabei!


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