Meine Learnings aus einem Jahr Corona

HR-Pioneer-Gründer André Häusling zieht Bilanz

Agile HR Conference 2021 – Opening
Lesedauer 5 Minuten

Jubiläen erfreuen meistens, manche lassen einen eher kritisch zurückblicken. So auch der Jahrestag des Corona-Lockdowns. Doch eine Krise wäre nicht eine Krise, wenn wir nicht sehr viel dabei lernen würden. Hier teilt André seine Erfahrungen.

Es ist der 13. März 2020. Ich sitze im Auto auf dem Weg in unser Kölner Büro zu unserem monatlichen Townhall. Ich bin recht angespannt, weil ich spüre, dass aktuell etwas passiert, was ich vorher so in meinem Leben nicht erlebt habe. Der Corona-Virus ist schwer zu begreifen. Die Zusammenarbeit in unseren Kundenprojekten ist fast zum Stillstand gekommen; fast alle Termine und Workshops, die für die nächsten Wochen geplant waren, wurden abgesagt.

Der Pioneers Krisenmodus

Als ich im Büro ankomme, fühle ich mich fast ferngesteuert und schon voll im Krisenmodus. Im Büro sind einige Kolleginnen und Kollegen vor Ort, viele sind aber schon nur noch virtuell dabei, da die Corona-Pandemie ihren Lauf nimmt. Es fühlt sich alles unwirklich an.

Die Situation ist ernst

Ich starte mit meiner Intro, meine Folien sind mit der Überschrift „Die Situation ist ernst“ beschriftet. Zwar hatte ich mir im Vorfeld einige Gedanken gemacht, aber nun wirklich als Unternehmen in den Krisenmodus zu gehen, ist ungewohnt. Ich teile meine wichtigsten Botschaften:

  • Schützt Eure Gesundheit und kümmert Euch um Euch und Eure Familien.
  • Lasst uns schauen, die Existenz von HR Pioneers und unsere Arbeitsplätzen bestmöglich zu sichern.
  • Lasst uns schauen, welche Chancen diese Krise bietet.

Dann stelle ich den Pioneers Krisenmodus vor, der viele verschiedene Punkte beinhaltet. Wir erarbeiten als Team unseren Prozess der virtuellen Zusammenarbeit und schließen das Büro krisenfest ab. Am Montag, den 16.03.2020, um 9 Uhr beginnen wir mit einem virtuellen Sprint und einem gemeinsamen Planning virtuell zusammenzuarbeiten.

Was bleibt von diesem Jahr?

Ein Jahr ist dies nun her. Es ist komisch, auf diese Situation zurückzublicken, weil es sich fast surreal anfühlt. In meiner Reflexion bleiben folgende Punkte vor allem in Erinnerung:

Wir sind bisher alle gesund durch diese Zeit gekommen, wofür ich sehr dankbar bin. Einen Schockmoment hatten wir, als wir einen ersten und einzigen Corona-Fall im Team hatten, den wir alle zusammen gut gemeistert haben.

Vor einem Jahr hatte ich mir ersthafte Sorgen um HR Pioneers gemacht. Ich habe mich gefragt, ob Unternehmen in und nach einer solchen Krise überhaupt noch Agilität benötigen. Doch das letzte Jahr hat mich gelehrt, dass das Thema noch nie relevanter und wichtiger für die Menschen und die Organisationen war als es heute ist. Auch wenn der Begriff mittlerweile etwas verbraucht ist, hat sich an der inhaltlichen Relevanz nichts geändert: Sich als Mensch und Organisation auf veränderte Rahmenbedingungen schnell und gut einstellen zu können, bleibt wichtig. Im Gegenteil, Begriffe wie Umgang mit Komplexität, Disruption und veränderte Formen von Zusammenarbeit müssen wir seither in Workshops nicht mehr näher erläutern. Auch wenn das 2. Quartal bei uns durchaus ruckelig war, profitieren wir seither als Unternehmen von der Krise und erleben, wie sehr die Krise in vielen Bereichen als Beschleuniger für die Transformationen wirkt.

Wir haben als Unternehmen unfassbar viel gelernt in den letzten 12 Monaten (dafür reicht ein Blogbeitrag gar nicht aus).


Was wir gelernt haben

Wir haben viele neue digitale Werkzeuge kennengelernt, auch wenn wir vorher als Beratung schon viel virtuell zusammengearbeitet haben. Es war vor allem spannend zu beobachten, wie unterschiedlich verschiedene Unternehmen und Branchen mit der neuen Situation seit dem letzten Jahr umgegangen sind. Wir hatten und haben Kundenunternehmen, mit denen wir reibungslos weitergearbeitet haben und die die digitalen Möglichkeiten schnell genutzt haben. Auch wenn die persönlichen Kontakte fehlen und wir viele Menschen aus unserem Kundenkreis bisher nicht persönlich kennengelernt haben, erzielen wir wahnsinnig wertvolle Ergebnisse. Wir sehen allerdings auch immer noch viele Unternehmen, die Potenziale der virtuellen Zusammenarbeit nicht nutzen und von Kollaborationswerkzeugen wie Miro oder Conceptboard nichts gehört haben oder es nicht nutzen (dürfen).

 

Einblicke in Miro

 

Ich habe auch gelernt, dass virtuell und digital mehr möglich ist, als ich angenommen hatte – auch wenn nicht alles ersetzt und kompensiert werden kann. Wir haben viele digitale Events veranstaltet – ein Highlight war sicherlich auch im letzten Jahr wieder unsere Agile HR Conference. Haben Trainings, Programme, Erfahrungsräume, Instrumente und vieles mehr digital abgebildet. Und wir sind immer wieder beeindruckt, welch tolles Feedback wir hierzu von unseren Kund:innen bekommen.

 

Einblicke Agile HR Conference 2020 – Bild 340

 

Unsere Kultur habe ich als einzigartig erlebt. Auch wir hatten viele emotionale Höhen und Tiefen. Es ist herausfordernd, seit einem Jahr nahezu nur virtuell zusammen zu arbeiten, wo der persönliche Kontakt einen so hohen Wert für uns darstellt. Es war herausfordernd, neue Pioniere virtuell zu integrieren und immer wieder aufeinander aufzupassen. Unser Werte und Prinzipien haben uns aber gut getragen. Es gab und gibt einen enormen Zusammenhalt und alle haben sich gegenseitig unterstützt, um Vereinsamung, Überforderung beim Homeschooling oder andere Herausforderungen des Lebens über die Arbeit hinaus zu meistern. In einer solchen Situation weiß ich wieder, wofür Unternehmen auch da sind und warum eine besondere Unternehmenskultur ein großes Unterscheidungsmerkmal zu anderen Unternehmen ausmacht. Ich bin sehr dankbar, mit einem solchen Team zusammenarbeiten zu dürfen.

Ich freue mich schon jetzt auf den Tag, an dem wir als Team endlich mal wieder alle persönlich zusammen sind und richtig schwer feiern können. Das wird geil!

Die beiden wichtigsten Erkenntnisse

Die Zeit hat mich aber vor allem noch zwei Dinge gelehrt:

  1. Es ist notwendiger als je zuvor, veränderte Arbeitswelten zu gestalten. Es sind nicht nur die Strategien, Strukturen und Prozesse, die wir an diese komplexe Welt anpassen müssen. Es sind vor allem auch die Art und Weise, wie wir Führung verstehen und wie unsere Kulturen der Zusammenarbeit aussehen.
  2. Wir benötigen nicht nur eine Transformation der Arbeitswelten, sondern auch unserer Lebenswelten. In vielen Unternehmen haben wir gelernt, mit Komplexität immer besser umzugehen. Unser politisches System mit seinen Institutionen und Einrichtungen hat diesbezüglich noch viele Herausforderungen zu lösen. Deshalb benötigen wir auch eine Transformation auf gesellschaftlicher Ebene, um zukünftig mit der steigenden Komplexität als Menschen umgehen zu können. Hierfür will ich mich noch mehr engagieren und schauen, was wir aus der Arbeitswelt für unsere Lebenswelten nutzen können.

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