Der Mensch im Mittelpunkt des Wirtschaftens

Digital, agil und achtsam: AHRC 2020

Einblicke Agile HR Conference 2020 – Bild 140
Lesedauer 5 Minuten

2 Tage Konferenz, 22 Vorträge, über 20 Sessions mit rund 250 Teilnehmenden sowie 40 Impulsgebenden. Ein Wahnsinn, oder? Ja, das war sie, unsere erste Online-Variante der Agile HR Conference 2020. Hier eine Essenz mit Pflaumenkuchen und 38 Tagen Urlaub.

Der Mensch stand klar im Mittelpunkt der Agile HR Conference 2020. Nicht nur der Teilnehmende, dem wir das volle Programm in sein Homeoffice gestreamt haben, und der Vortragende, der unter höchsten Hygienevorkehrungen vor Ort in den Kölner BALLONI-Hallen die Bühnen rockte. Sondern auch der Mensch als Protagonist in den Vorträgen, Talks und Sessions. Eva-Maria Meyer von Joyn machte so in ihrem Vortrag deutlich, dass man alle drei Typen von Mitarbeitenden brauche: Generalisten, Spezialisten und People Leader. Und alle gleich viel wert sind. Die Vortragenden von ista, Sandra Hinzmann, Sebastian Wolters und Deborrah Triantafyllidis, waren sich der Tatsache bewusst, dass Nachhaltigkeit wichtig ist – und man Mitarbeitende nicht nur einmal jährlich nach ihrem Befinden fragen sollte. Regelmäßige Pulschecks sind da besser geeignet.

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Eva-Maria Meyer berichtete – unterstützt von HR Pioneer Maike Goldkuhle -, wie sie bei Joyn klassisches Performancemanagement durch agiles abgelöst hat.

 

Auch Lars Bohlmann von Hettich berichtete, vor der Abschaffung der Organigramme in HR sei mit jeder Mitarbeiterin, mit jedem Mitarbeiter gesprochen worden: Wo willst Du hin? Mittlerweile haben bei Hettich 1.000 Mitarbeitende je 38 Tage Urlaub im Jahr. Und müssen ihre Führungskräfte davon nicht mehr informieren, sondern handeln alles im Team aus. Dass diese Entscheidung via Social Media kommuniziert wurde, ergab den ein oder anderen „spannenden Anruf“. Auch Elternzeit ist nichts mehr, was zu Bluthochdruck führt, sondern innerhalb von zwei Wochen im Team geregelt wird. Denn im HR-Netzwerk von Hettich geht es nun vor allem um Werte – die die Mitarbeitenden regelmäßig reflektieren.

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Lars Bohlmann bekam bei Abschaffung der Urlaubsgenehmigung durch Führungskräfte spannende Anrufe von seinen „Pappenheimern“.

Bäume, Pflaumenkuchen und Klobürsten

Seine Werte hatte auch Stefan Maier von Prior1 reflektiert, als seine Tochter das Licht der Welt erblickte. Und festgestellt: „Ich war karrieregeil.“ Er berichtete von seinem Wandel zum Gemeinwohl-Ökonom und wie er sein Unternehmen immer mehr daran ausgerichtet hat, ethisch miteinander und der Umwelt umzugehen, etwa mit der Gemeinwohl-Bilanz. Auch das Forum für Nachhaltigkeit ist eine Initiative, mit der er Nutzen für die Allgemeinheit stiftet. Zum Abschluss jedes Projektes verschenkt die Prior1 Bäume an ihre Kundinnen und Kunden. In Zeiten, in denen selbst rheinische Schlossparks wegen klimabedingt toter Bäume geschlossen werden müssen, deutlich mehr als eine nette Geste.

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Stefan Maier bewegte und inspirierte unter anderem mit dem Adorno-Zitat „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“.

 

Manche Bäume tragen auch Früchte, zurzeit zum Beispiel Pflaumen. Und wenn die ungenormt bio sind, werden die nicht unbedingt gekauft. Außer, wenn man eine agil aufgestellte Bäckerei hat wie Matthias Bergmann, der zusammen mit seinem Freund und Berater Sebastian Daume vom YNEO Network mit ansteckender Begeisterung aus dem Backhaus berichtete. Dann sind Mitarbeitende nämlich lösungsorientiert, kaufen dem Biobauern die Zwetschgen gegen ein gerechtes Entgelt ab, backen weltbesten Kuchen daraus, der – weil mit Zutaten aus der Region – günstiger als sonst seinen Weg auf die Kaffeetafel der zufriedenen Kundschaft findet.

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Highlight der Agile HR Conference 2020: Agilität im Handwerk – mit Hand, Fuß, Herz und Seele dargebracht von Bäckermeister Matthias Bergmann und seinem Freund und Berater Sebastian Daume.

 

Wenn so ein Pflaumenkuchen dann den Weg aller weltlichen Dinge geht, kann es auf dem letzten Meter durch die Kloschüssel schon mal unansehnlich werden. Ist das bei einem Pflegefall so, hat eventuell die Pflegekraft während ihres Arbeitsdienstes kein gutes Gefühl beim Betreten der Nasszelle. Arbeitet man bei Jörn Schinzler, der bei seinem Pflegedienst „Ich & Du“ die Begegnung mit dem zu pflegenden Menschen in den Mittelpunkt stellt und darauf seine Selbstorganisation ausgerichtet hat, kommt man in der Teambesprechung auf die Idee, einfach selbst eine Klobürste zu kaufen. „Ich wusste nicht, dass ich das darf“ als Kommentar zeigt dann, wie weit uns die übliche Arbeitswelt vom Menschsein entfremdet hat.

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Jörn Schinzler (re.) von Ich und Du Pflege beantwortet nach seinem Vortrag Fragen der Teilnehmenden zur Selbstorganisation in der Pflege.

Achtsamkeit in der digitalen und agilen Arbeitswelt

Diese Entfremdung wahrzunehmen und etwas zu verändern, geht nur, indem man innehält und reflektiert. Elemente des Innehaltens waren neu im Ablauf der Agile HR Conference, genauso wie das Thema Achtsamkeit in den Programmpunkten. Doch genau dafür gab es gerade dieses Jahr das Momentum, welches Motto der Konferenz war. Denn gerade in der digitalen Zusammenarbeit, aber auch in diesen schnelllebigen Zeiten ist es wichtig, sich zu erden, mit dem Atem zu verbinden und sich zu spüren.

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Tänzer, Regisseur und Choreograph Gary Joplin bringt die Teilnehmenden am Ende des ersten Konferenztages in Bewegung – und Körper, Geist und Herz zusammen.

 

Nicht umsonst brachte Dorothea Starke von ihrer Pilgerreise auf dem Camino unter anderem den Satz „Rest days are the best days“ mit. Wie wohltuend war es so auch am Ende zweier vollgepackter Tage, dass Dr. Martina Dopfer ihre Keynote mit einer Meditation begann. Sie zeigte auf, wie eng Achtsamkeit und Agilität zusammenhängen und belegte dies nicht nur mit dem Meditationserlebnis, sondern auch mit Zahlen.

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Thea hat 1.000 km Camino unter den Sohlen – und ist mit immer leichterem Gepäck sowie immer mehr Erkenntnissen – für die Transformation – nach Hause zurückgekehrt. Sie teilte sie im Talk.

Resonanz der Teilnehmenden

Die Teilnehmenden waren beeindruckt. Bereits das Vorfreude-Paket, das im Vorhinein an alle herausging, um auch ein wenig haptisch verbunden zu sein, fand großen Anklang. Es war mit Liebe ausgewählt und verpackt. Vor allem aber sprang die Begeisterung von den offenen Berichten aus gelingenden und fehlgeschlagenen Transformationsvorhaben über. Und durch das Networking via Chat-Roulette und Co.

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Die bezaubernde Marie Maurer hielt alle Impulse im Bild fest. Danke Dir, liebe Marie!

 

Zudem machte die Breite des Programms viel Freude. Neben den „typisch agilen“ Themen griffen wir eben auch die Frage auf, was für uns in der Arbeitswelt und Gesellschaft von Corona übrigbleiben wird. Oder wie man als Unternehmen der Gemeinwirtschaft verpflichtet wirtschaften kann. Agilität ist ja nicht Selbstzweck. Die großen Fragen nach dem Warum und Wofür sind eben auch zu klären. Immer wieder. Gemeinsam und vor allem durch jeden für sich. Denn laut Dr. Frank Berzbach, Arbeitspsychologe und Autor, gibt es kein altes oder neues Normal. Jeder muss sich für sich selbst was Eigenes überlegen. Wohl uns, wenn das dann das Wohl des anderen und der anderen aus unserer weltweiten Menschheitsfamilie mit einbezieht. Und die Natur, deren Teil wir alle sind. Das ist eine Sache, die Corona uns auf jeden Fall gelehrt hat.

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HR Pioneers sagen Bye-bye: Moderationsteam Michael Terstesse und Daniela Wendling, Veranstaltungsguru Gordon Falat sowie Gründer und Geschäftsführer André Häusling (von li.) verabschieden sich bis zum nächsten Mal.

 

AutorInnen dieses Beitrags
Gordon Falat
Marketing Manager

Seit Februar 2019 ist Gordon Teil des HR Pioneers Team und verstärkt uns mit seiner langjährigen Erfahrung in den Bereichen Marketing und Events. Zu seinen Schwerpunkten gehören aktuell die Planung, Organisation und Durchführung der HR Pioneers Events.


1 Kommentar

  1. Danke für die tolle Berichterstattung, leider konnte ich nicht teilnehmen.
    Es sieht wirklich nach einem spannenden und vielseitigen Event aus und ich freue mich auf das nächste Jahr.
    Besonders freut mich, dass dank Martina Dopfer die Achtsamkeit Teil eurer Veranstaltung war.

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