Können wir Kultur verändern?

Neue Perspektiven sind gefragt

Frau schaut in die Ferne
Lesedauer 4 Minuten

Kulturveränderung ist wie kommunizieren: Man kann es nicht nicht tun. Warum das so ist und wie sie zielgerichteter vonstatten gehen kann, beleuchtet unser Kulturbeauftragter Marcus.

Können wir Kultur verändern? Nun, hast Du in Deiner Organisation schon einmal probiert, das NICHT zu tun? Wie geht das – Kultur NICHT zu verändern? Selbst wenn wir die Hände kollektiv in den Schoß legten und das Wort Kultur über Jahre in allen Diskussionen vermieden: Auch das würde die Kultur in unserer Organisation beeinflussen. Aber vermutlich nicht in die erhoffte Richtung.

Intention und Handeln näher zusammenbringen

Damit sind wir bei unserer Absprungbasis: Natürlich können wir Kultur verändern; tun wir die ganze Zeit. Doch es geht vor allem darum, sie gezielt zu entwickeln, Intention und Handeln näher zusammenzubringen. Dazu braucht es große Klarheit über den Sinn der Organisation – mehr Klarheit als in vielen Organisationen heute vorherrscht. Denn aus dieser Klarheit speist sich die Intention eines Kulturwandels. In dieses Thema bin ich an anderer Stelle bereits eingestiegen. Hier und heute lautet das Stichwort: handeln.

Es ist ein paar Monate her, da saß ich in einer Diskussionsrunde zum Thema Agile Transformation – und da wurde es wieder gehalten. Dieses oft gehörte Plädoyer, vehement vorgetragen: „Wir müssen das Mindset der Leute verändern!“ Das der anderen natürlich. Ich stimme zu, dass wir eine tiefgreifende kulturelle Transformation nicht alleine mit Methodik und Tools erreichen – und trotzdem platzte mir der Kragen: „An MEIN Mindset lasse ich Dich nicht heran!“ war meine provozierende Antwort.

Vielleicht bin ich da etwas eigen, aber ähnlich ablehnende Reaktionen, aktiv wie passiv, erlebe ich auch in unserer Arbeit als HR Pioneers immer wieder. Also Ende Gelände? Oder Prinzip Brechstange – der Druck muss nur groß genug sein?

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Meine Werte, mein Mindset, meine Biografie

Mein Mindset hat sich über viele Jahre geformt. Was mir wichtig ist, was ich für richtig halte, meine Werte, meine Glaubenssätze – da steckt ein großer Teil meiner Biografie drin. Das alles liegt mir sehr am Herzen. Und auch wenn es alles andere als unveränderlich ist – aber auf Kommando eines anderen?

Natürlich muss die Veränderung immer bei jedem selbst beginnen. Das Zitat von Gandhi „Sei Du selbst die Veränderung …“ kennt jeder. Bleibt uns dann nichts anderes übrig, als bei uns selbst anzufangen mit den gewünschten Veränderungen? Und bei uns selbst dann aber auch schon wieder aufzuhören? Oder erlange ich dadurch irgendwann die Berechtigung zu versuchen, das Gleiche bei anderen zu bewirken? Vielleicht. Haben wir die Zeit, so lange zu warten? Wahrscheinlich nicht.

Ich glaube, wir bleiben damit weit unter unseren Möglichkeiten. Und ich glaube, es braucht einen komplett anderen, zumindest einen zusätzlichen Blickwinkel. Bei dem geht es weniger um mich und die anderen, sondern um das Gesamtsystem der Organisation, deren Teile wir sind. Denn ein System lässt sich nicht alleine durch die Summe seiner Teile erklären. Es hat immer auch einen eigenen Charakter, der unabhängig von den einzelnen Elementen besteht.

Räumliche, bildliche, körperliche Sprache nutzen

Es tut gut, uns bei Kulturveränderung der Methoden zu bedienen, die uns helfen, das Gesamtsystem sichtbar zu machen. Methoden, die räumlich, bildlich und/oder körperlich arbeiten, wie etwa erkundende Aufstellungsformate in diversen Variationen.

Die Methodenpalette ist breit, aber gemeinsam ist allen, dass sie die Komplexität des Systems sichtbar machen. So werden auch abstrakte Elemente erlebbar, die nicht für sich sprechen können und schwer zu greifen sind, wie Führung, Struktur, Glaubenssätze etc. Und es werden nicht nur die Akteure und weitere Elemente eines Systems sichtbar, sondern vor allem der Raum „dazwischen“ – die wechselseitigen Beziehungen untereinander. Was unterstützt sich, was steht wie im Weg? Welche übergreifenden Muster werden erkennbar?

IMG 1812Es geht nur um eine Darstellung dessen, was ist, eine Erkundung. Aber eben eine, bei der wir über das reine Reden und Denken hinaus ins Spüren und Erleben kommen. Mit räumlichem, bildlichem und körperlichem Erleben können wir die Grenzen der verbalen Sprache überwinden und neben unserem rationalen Verstand unsere intuitive Intelligenz stärker nutzen.

Neue Perspektiven – neues Handeln

Wenn sich unsere Wahrnehmung der Organisation und ihrer Kultur erweitert und damit verändert, dann verändert sich in der Folge … nun ja, so ziemlich alles andere auch.

Aus diesen neu gewonnenen Perspektiven heraus entsteht nämlich neues Handeln. Vielleicht brauchen wir dann noch die passenden Tools, um zielgerichteter zu agieren. Vielleicht auch nicht. Wie gesagt, wir gestalten Kultur ohnehin jeden Tag.

Es wäre eine Illusion anzunehmen, dass wir einfach nur anders auf unsere Organisation schauen müssten, damit alles durchdrungen hätten und dann die gewünschte Kultur in schön mechanistischer Präzision ausgestalten könnten. Organisationen sind lebendige Systeme. Wir fahren gut damit, Veränderungen demütig über schrittweises Probieren und Anpassen anzugehen.

Aber neue und vielleicht ungewohnte Perspektiven auf Organisation und Kultur schaffen eine ganz wesentliche Voraussetzung dafür, Intention und Handeln ein Stück näher zusammenzubringen.

Wer mit uns einen anderen Blick wagen und die Räume „dazwischen“ erkunden möchte, der kann das in unseren 2-tägigen Trainings „Culture Pioneer“ machen. Da bringen wir unser ganzes Erfahrungs- und Gedankengut in die Praxis. Komm mit uns auf Erkundungstour!

AutorInnen dieses Beitrags
Marcus Minzlaff
Management Consultant

Marcus widmet sich der Aufgabe, mit Führungskräften und Teams in Transformationen ihren eigenen Entwicklungspfad zu gestalten, der einem immer komplexeren und volatileren Umfeld gerecht wird.


2 Kommentare

  1. Danke für den Beitrag, aber ich bin der Meinung, dass jemand der eine starre Geisteshaltung gegenüber neuem hat und aufgrund dessen auch keine agilen Handlungsweise annehmen kann, die agile Transition in einem Unternehmen eher als Zuschauer betrachten wird. Um eine Reflexion über das eigene Mindset wird man nicht herumkommen, wenn man wirklich agil werden will. Die Kultur lässt sich ja nur über die Menschen selbst ändern.

  2. Die Organisation spiegelt zu einem Großteil das wieder, was die Summe der Menschen ausmacht, aber irgendwie hat „die Organisation“ dann doch auch noch ein gewisses „Eigenleben“ und dieses Eigenleben ist unglaublich spannend…
    Danke für den Artikel!

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