Vier agile Führungsprinzipien im Überblick

Eine Kurzanleitung mit praktischen Tipps für Deinen agilen Führungsalltag

Das Bild zeigt Menschen die einen Marathon im Team laufen.
Lesedauer 5 Minuten

Die Anforderungen in unserer Arbeitswelt werden immer vielschichtiger und mitunter komplexer. Das steigert die Ansprüche an Dein Führungsverhalten. Und das Patentrezept für erfolgreiche Führung gibt es auch nicht. Was Dir jedoch helfen kann, sind übergeordnete Führungsprinzipien. Sie geben Dir einen Rahmen und Orientierung für Dein Handeln. (Bildquelle: AdobeStock)

Gib Orientierung: Erstes agiles Führungsprinzip

Als Führungskraft musst Du zuallererst Orientierung geben – egal ob in lateraler oder disziplinarischer Verantwortung und unabhängig von der Größe Deines Teams. Wenn Du als Führungskraft nicht weißt, wo Du hinwillst, kannst Du auch nicht erwarten, dass andere mitgehen. Wie gibst Du nun Orientierung? Indem Du …

  • entweder die vorhandene Vision also das große Ganze vermittelst oder sie gemeinsam mit dem Team entwickelst,
  • Prinzipien und Rahmenbedingungen für Eure Zusammenarbeit festlegst und besprichst,
  • für Transparenz und Offenheit sorgst und
  • aktiv Eure gemeinsam definierten Werte prägst. Du bist Vorbild!

Wenn es Deine Aufgabe ist, Orientierung zu geben, dann brauchst auch Du selbst Orientierung. Gar nicht so leicht, wenn alles um Dich herum ständig im Umbruch ist oder Du selbst keine bekommst. Wie ist es dann erst für Deine Mitarbeitenden? Sorge dafür, dass Du sie hast, dann kannst Du sie auch im Team vermitteln. Und nur dann könnt Ihr Euch gemeinsam auf die Erfüllung Eurer Ziele konzentrieren und – das Wichtigste – Eure vereinbarten Ergebnisse erreichen.


Gestalte Freiräume: Zweites agiles Führungsprinzip

Während das erste Führungsprinzip den Rahmen setzt, geht es im zweiten darum, den Raum für Deine Mitarbeitenden zu weiten. Und das fängt bei Dir selbst an. Du musst bereit sein, loszulassen und in die Fähigkeiten Deiner Mitarbeitenden zu vertrauen. Gib ihnen Stück für Stück Verantwortung ab, indem Du sie zum Beispiel mit Projekten betraust, die sie eigenständig meistern. Das stärkt ihr Selbstvertrauen ungemein und entlastet auch Dich. Denn Du kannst Dich auf andere Themen konzentrieren. Bereite Deinen Mitarbeitenden Raum, wo sie sichtbarer werden. Das könnte die nächste Vorstandspräsentation sein, in der sie das Thema, das sie erarbeitet haben, selbst vorstellen und nicht Du. Dazu gehört neben Loslassen eine große Portion Demut!

Ein Workhack dazu:

Teste zu diesem Prinzip folgendes aus: Schreibe eine Woche lange auf, welche Entscheidungsthemen immer wieder auf Deinem Tisch landen. Dann sortiere sie für Dich. Welche davon willst Du weiterhin entscheiden und welche kannst Du abgeben? Diese praktische Übung und weitere 51 Herausforderungen für agile Führung findest Du in unserer Agile Challenge.

Lerne unsere Agile Challenge kennen!

Entwickle Menschen: Drittes agiles Führungsprinzip

Beim dritten Führungsprinzip widmest Du Dich Deiner Führungsaufgabe, jede:n Einzelne:n zu fördern. Wie kannst Du das tun? Indem Du im ersten Schritt Fragen stellst und damit echtes Interesse an Deinen Mitarbeitenden zeigst. Frage nach ihren Expertisen, Wünschen und Bedürfnissen und lasse Dich auf Ihre Sichtweisen ein. Höre zu und warte ab! Liefere keine Antworten, wenn es nicht wirklich notwendig ist. Durch Deine Führungsrolle hast Du bereits so viel Macht, dass sonst Deine Meinung zu schnell zu viel Gewicht hat. Dann erstickst Du damit den Raum für Entwicklung – auch für Dich selbst.

Natürlich darfst und sollst Du Deine Expertise einbringen und Deine Mitarbeitenden coachen und sie inspirieren. Es braucht Übung, die richtige Mischung aus Zuhören und Inspirieren zu bekommen. Sei geduldig mit Dir und suche Dir selbst Menschen, die Dich begleiten.

Vereinbart gemeinsam Entwicklungsziele:

Tausche Dich mit dem Team dazu aus, welche Kompetenzen für das erfolgreiche Erfüllen der Teamziele notwendig sind. Finde mit ihnen heraus, welche Kompetenzen bereits im Team vorhanden sind. Prüfe dann mit ihnen, welche Fähigkeiten gefördert werden sollen und wie Ihr das umsetzt. Gerade in agilen Teams ist es zielführend, einen stärkenorientierten Ansatz umzusetzen, damit sich alle bestmöglich im Team einbringen (können) und Dein Team zu einem leistungsstarken Team wird. Die Team-Skill-Matrix ist ein geeignetes Tool, mit dem Du das methodisch angehen kannst. Mehr zu diesem Tool und weiteren 51 Herausforderungen findest Du in der Team Challenge.

Das Bild zeigt ein Team, welches nach einem (Marathon-)Lauf sich in die Hände schlägt und seinen Erfolg feiert. (Bildquelle: jacoblund auf iStock)

Ein stärkenorientierter Ansatz führt zu einem leistungsstarken Team (Bildquelle: jacoblund auf iStock)

Fördere Verbindung: Viertes agiles Führungsprinzip

Das vierte Prinzip klingt so leicht und selbstverständlich, oder? Oft ist das jedoch das Prinzip, an dem viele Führungskräfte scheitern. Denn viele hängen noch in ihrer Fachlichkeit fest. So priorisieren sie die Erfüllung ihrer fachlichen Aufgaben zu oft über die Menschenführung. Deine Aufgabe ist es jedoch

  • ansprechbar zu sein,
  • nahbar und authentisch zu handeln und
  • Dir Zeit zu nehmen!

Es ist wichtig, dass Deine Mitarbeitenden das nicht nur von Dir hören, sondern es auch erleben. Gestalte Räume, in denen Zeit für Austausch da ist – ob virtuell oder im Büro. Achte darauf, dass die Schwelle dafür möglichst niedrig ist und dass die Mitarbeitenden gerne auf Dich mit ihren Themen zugehen. Menschen haben einen ausgezeichneten Bullshit-Radar. Sie merken sofort, ob Dein Interesse an ihren Belangen echt ist und Du Dir wirklich die Zeit nimmst. Unterstütze sie bei fachlichen und persönlichen Herausforderungen. Du unterstützt sie übrigens nicht, wenn Du ihnen ihre Herausforderungen abnimmst. Hilf ihnen vielmehr dabei, selbst Lösungen zu finden.

Das alles basiert auf einem positivem Menschenbild. In der agilen Welt gehen wir davon aus, dass alle Menschen grundsätzlich leistungsbereit sind. Und es ist Deine Aufgabe als Führungskraft, das vorhandene Potential zu entfalten. Du dienst als Katalysator:in für Deine Mitarbeitenden!

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Einordnung im Pioneers 4-Säulen-Modell

Wir haben diese vier agilen Führungsprinzipien in unser Pioneers 4-Säulen-Modell eingebettet. Sie sind für uns tragende Säulen für das Führen IM System. Das Fundament dabei ist Deine unterstützende und reflektierte Haltung. Warum wir so betont von “IM System” sprechen? Du ahnst es … in Zeiten vieler Umbrüche wartet auf Dich als Führungskraft immer mehr auch die Aufgabe, “AM System” zu arbeiten. Dazu gibt Dir Micha in seinem Blogbeitrag „Führungsverständnis im Wandel“ Inspirationen.

Pioneers 4-Säulen-Modell - agile Führungsprinzipien

Pioneers 4-Säulen-Modell – agile Führungsprinzipien

Möchtest Du Dich intensiver mit „Führen IM System“ und Deinem Führungsverständnis und -verhalten auseinandersetzen? Inklusive wertvoller und praktischer Tipps dazu, mit denen Du ab sofort erfolgreicher führst? Informiere Dich über unser Training „Certified Agile Leader“ oder hol Dir jetzt in unserem Pioneers Paper „Führen in unsicheren Zeiten“ weitere Anregungen.

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AutorInnen dieses Beitrags
Esther Römer
Ideengestalterin

Seit Mai 2012 ist sie für den Aufbau und die Weiterentwicklung des Marketingbereichs von HR Pioneers verantwortlich und begeistert sich für eine wertebasierte Entwicklung von HR Pioneers.

Marcus Minzlaff
Management Consultant

Marcus widmet sich der Aufgabe, mit Führungskräften und Teams in Transformationen ihren eigenen Entwicklungspfad zu gestalten, der einem immer komplexeren und volatileren Umfeld gerecht wird.


2 Kommentare

  1. Vor allem die beiden Punkte: Gestalte Freiraum und Entwickle Menschen sind so wichtig. In meinen Coachings sind soviele Klienten dich sich beruflich verändern wollen weil ihnen genau diese beiden Punkte fehlen in ihren aktuellen Jobs. Das sind so wichtige Aspekte die Führungskräfte nicht vergessen sollten. Danke für den wertvollen Beitrag.

    • Danke Dir, Julia für Deine Wertschätzung! Und welche Möglichkeiten erst darin liegen, wenn die Potentiale der Menschen gefördert und ihnen genug Freiraum gegeben wird. Dann kann das ein richtiger Buster für Ergebnisse und und eine motivierende Zusammenarbeit sein. Ich denke da an das Flowgefühl, das dann entsteht. Herzliche Grüße, Esther

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